Sonntag, 6. Mai 2018

Flying Seagulls im Projekt

Vor einiger Zeit beehrten uns die Flying Seagulls. Diese verstehen sich als Entertainer für Kinder in Krisengebieten und machen es sich zur Mission, sie für kurze Zeit vergessen zu lassen, welche Erlebnisse ihnen bereits widerfahren sind und zaubern ihnen ein Lächeln ins Gesicht.

Hier könnt ihr ein Youtube Video ihrer Arbeit sehen.

Zwei Clowns dieser Organisation besuchten uns und weckten die Kinder auf dem Gelände mit lauter Trompetenmusik ein Video davon findet ihr unter diesem Text. Im Laufe des Tages spielten wir interaktiv verschiedene Spiele mit Pantomime, Gerufe und Geschrei oder Aufmerksamkeitstrainierend. Sogar eine eigene Hüpfburg haben die Kinder am Nachmittag aufgestellt bekommen.


Es war ein wundervoller Tag für jeden Mitarbeiter und jedes Kind. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich selbst für den Zeitraums ihres Aufenthalts nochmal 10 wurde. Als Kind hatte ich das merkwürdige Interesse Clown werden zu wollen, aber es gab leider noch keine Clownschule in meiner Nähe. Ironischerweise hat genau auf der anderen Straßenseite meines Elternhauses zu Beginn meines Studiums in einer anderen Stadt eine Clownschule in Bad Kreuznach aufgemacht.

Montag, 23. April 2018

1.Woche in PIKPA- Lesvos Solidarity

Meine 1. Woche in PIKPA war wunderschön.
Es ist ein richtig schönes Zusammenspiel von Geflüchteten, Freiwilligen und Angestellten vor Ort. Fest angestellt sind ca. 15+- Menschen, welche Funktionen von Koordination, Logistik, Kommunikation und Krankenstation übernehmen. Die Zahl der Freiwilligen ist momentan auch recht hoch, so dass beispielsweise der Kindergarten oder das Construction Team gut besetzt ist. Die einen bauen, die anderen kochen und wir betreuen jeden Tag bis zu 20 Kinder von 2-13 im Kindergarten.

Das Team Kindergarten betreut die Kinder täglich in zwei Gruppen : 2-7 Jährige und 8-13 Jährige. Jeden Tag wird etwas neues unternommen. Montags steht i.d. Regel Craftiing an und an aneren Tagen Musik, Yoga, Kochen oder malen. Es ist sehr leicht die Namen zu lernen und charakteristische Eigenarten der Kinder zu erkennen. Manche benötigen eine extra Portion Aufmerksamkeit, andere eine extra Portion Liebe und die meisten können seeeeehr gut Englisch sprechen. Der Kindergarten findet au Englisch statt und die kleinen unterstützen sich gegenseitig auf kurdisch, arabisch oder einer weiteren kurdischen Sprache, falls sie etwas nicht verstehen.

Es macht so viel Spaß mit diesen cleveren Kids zu spielen, basteln oder zu singen. Wir singen sogar manchmal auf griechisch, damit sie Basics für die bevorstehende Einschulung oder Kommunikation erlernen können- mir hilft es auch :)
Milene Lena und so weiter :)

Leider habe ich mir an Tag zwei im Projekt beim Spielen einen Finger gebrochen - direkt :D
Habe offiziell den PIKPA-Rekord für Verletzungen geknackt, wurde im Krankenhaus aber innerhalb von 30 Minuten versorgt und am nächsten Tag auch Einsatzfähig auf die Arbeit entsendet. Der gebrochene Finger verschafft mir sogar Vorteile. Selbst die Kleinsten verstehen mein Aua und sind sehr fürsorglich und zärtlich. Das Wichtigste im Kindergarten sind meine Augen für die Betreuung- leider kann ich meine Kollegen nur beim Putzen nicht ausreichend unterstützen oder beim jagen der weg-flitzenden Kinder :)

Wöchentlich gibt es ein Volunteer-Meeting, ein Residents-Meeting und ein Team-Meeting in welchen wichtige und aktuelle Themen besprochen werden.
So wurde ein Team eines Happy-Cleaning Comitees vergrößert, wir neuen wurden vorgestellt und individuelle Probleme verschiedener Bereiche werden angesprochen. Diese Sitzungen gestalten sich als äußerst interessant und konstruktiv. Grade für mich ist es auch interessant die Eltern hinter den kundelligen Kindern kennenzulernen und ihnen stolz berichten zu können, wie sich ihre Kinder schlagen. Ich bin davon überzeugt, dass die neue Gruppenaufteilung nach Alter sehr gut ist, da selbst die Introvertierten ihre Aufmerksamkeit, Zeit und Förderung bekommen.
Die Arbeit mit Geflüchteten Kindern unterscheidet sich bei den jüngeren nicht groß von Arbeit mit Kindern generell. Bei den größeren Kindern mit deutlich mehr Fluchterfahrung gestaltet sich das Entertainment und die Einweisung in Grenzen etwas komplizierter. Man muss sehr vorsichtig sein, wie man auf die Kinder zugeht und wie überall ist positive Bestätigung Gold wert.

Einige PIKPA Kinder besuchen bereits griechische Schulen und sind spitze in Englisch und Mathe, haben große Ziele und eine riesige Motivation. Mit den Kids 10+ kann man sogar prima philosophieren und sich gnadenlos im Kopfrechnen besiegen lassen. Die Jüngeren teilen alles und helfen liebend gerne beim Abwasch, ehrlich gesagt streiten die Jüngeren sich gar nicht und wir sind immer total verblüfft wie entspannt es mit ihnen ist.
Ich bekomme so viele Blumen geschenkt, Bilder gemalt und werde in selbst gebaute Zelte eingeladen. Aus jedem Gegenstand wird für mich ein Kaffee oder Cupcake erstellt und manchmal versuchen sie meiner verletzten Hand ein High-five zu geben, weil ich sie so lustig in die Luft halte beim Arbeiten.
Es ist wirklich wunderschön in einer so wundervollen Atmosphäre arbeiten zu dürfen. Ergebnisse sind direkt einsehbar, die Kinder saugen alles auf wie ein Schwamm - aber auch die Eltern.

Ich kann euch nur empfehlen, wenn ihr 8 Wochen oder mehr Zeit habt. Kommt nach Lesbos, engagiert euch hier und blüht auf. Es ist eine sehr erfüllende Arbeit- in jedem Team und in jedem Alter. Ab 23+



sind hier Freiwillige aus aller Welt vertreten und jeder bringt sich individuell und kreativ für bedingungslose Solidarität ein. Andernfalls spendet sehr gerne. Lesvos Solidarity braucht Sommerklamotten. Frau, Mann, Kind - die Sonne ist HEISS hier. Geld wird immer benötigt, vor allem für Wasser. Wasser und Strom kostet auf der Insel leider sehr viel und wird auch viel benötigt.

Lesvos solidarity

Account name: LESVOSSOLIDARITY
Bank: National Bank of Greece

AN: 762/001341-20
ΙΒΑΝ: GR06 0110 7620 0000 7620 0134 120
SWIFT (BIC) ETHNGRAA


or for direct communication:  donationspikpa@gmail.com

Dienstag, 10. April 2018

Ostermontag in Griechenland


Am Montag durfte ich in einer spanischen Küche helfen, welche Essen für Familien in Moria kochen, abpacken, ausliefern und verteilen. Es war ein wunderbarer und produktiver Tag mit äußerst sympatischen und positiven Menschen. Gemeinsam haben wir 150 Portionen gekocht und im wesentlichen durfte ich 40 Kilo Kartoffeln schälen und 2 Kilo Paprika hacken. Zum Glück blieben mir die Zwiebeln erspart :) 

Die Aktivisten nennen sich „accion directa sierra norte“ www.facebook.com/adsnf und machen fabelhafte Arbeit. 

In einem noch nicht ganz legalen Küchencontainer produzieren sie in riesen Töpfen das viele Essen in einer unwarscheinlich guten Qualität. Der Initiator des Ganzen ist ein Spanischer Restaurantbesitzer, welcher selbst in seiner Abwesenheit (bei Besorgungen neuer Vorräte) perfekt kalkuliert wieviel benötigt wird, um die entsprechenden Portionen vorzubereiten. Innerhalb von 6 Stunden ist deren Arbeitstag bereits wieder vorbei, das Essen verteilt und die Küche wieder tip-top sauber. Mit motivierender Musik, zwei Geflüchteten aus Moria als Mittler für die Vergabe der Essenskarten an Familien und genügend Eiscreme nach getaner Arbeit lässt es sich dort wirklich gut aushalten. Sehr gerne Würde ich ein weiteres Mal dort arbeiten gehen, aber für‘s erste bin ich unter der Woche dem Kindergarten von PIKPA verpflichtet. Von welchem ich euch in meinem nächsten Bericht erzählen werde.

Parallel haben mir die hilfsbereiten Spanier auch geholfen eine neue Bleibe zu finden, da mein Apartment leider nicht besser wurde und vor allem die häusliche Gewalt in der Wohnung über mir unerträglich für mich wurde. Amnesty International berichten, dass häusliche Gewalt in Griechenland ein großes Problem ist und die Polizei selbst kann- wie auch in Deutschland nicht viel ausrichten-. 
Mein Mitbewohner (Grieche) meinte er würde die Social Services verständigen, weil er auch der Überzeugung ist, dass die Aggression sich hauptsächlich gegen ein wahrscheinlich authistisches Kind richtet und die Eltern wohl nicht wisen würden, wie sie damit umgehen sollen. Ich für meinen Teil, habe nicht verstanden um was es in diesen Streits geht, da ich kein griechisch kann - aber es sind Möbel geflogen und ich konnte definitiv jeden Abend auch hören wie Menschen in dieser Wohnung sehr stark verletzt wurden. Mir ist zuvor noch nie so etwas widerfahren, aber ich habe jeden Abend mit diesem Kind geweint. Es war heftig, laut und beängstigend. Da mein Mitbewohner dieser Wohnung leider auch nun für 10 Tage weg fliegt und ich alleine gewesen wäre musste ich da einfach raus. 

Ein etwa 60 jähriger Australier und ein 30 jähriger Spanier teilen sich ein sonniges Zimmer hoch oben in den Bergen, über Mytilini und boten mir Asyl an. Ich kann euch sagen, dass ich noch nie dankbarer war, als gestern Abend. Die zwei haben nicht lange überlegt und mich direkt raus geholt. Hier kann ich nun parallel nach einer Bleibe für die nächsten 6 Wochen schauen und endlich mehr als 3 Stunden in der Nacht schlafen.



Samstag, 7. April 2018

Die Reise beginnt


Am 4.4. konnte ich mich endlich auf den Weg machen, nachdem ich meine Verteidigung der Bachelorarbeit absolvierte. Ich musste die Nacht am Flughafen in Athen verbringen, da es keine bessere Möglichkeit gab, günstig nach Lesbos zu kommen. Entlohnt wurde ich dafür mit einem fabelhaften Sonnenaufgang am Flughafen von Lesbos, der direkt am Meer liegt. Keine 15 Minuten musste ich warten, um für 2,- den Bus in die Stadt nehmen zu können. Der Bus hielt sogar fast vor der Haustür meiner künftigen WG. 

Nach einer Grundreinigung konnte ich auch mein Zimmer beziehen. In dieser WG lebten wohl zwischenzeitlich bis zu 9 Personen. Jetzt sind wir zwei Menschen und ein Hund. Ich wurde direkt informiert, dass ich auch bald Sturmfrei habe und der Hund aber bei mir bleibt und dementsprechend von mir umsorgt werden muss.

Mytilini von oben
Ich lebe direkt am Hafen und habe es weder weit zu einem Supermarkt, Café, Restaurant, der Fußgängerzone oder dem Wasser. Wenn der Wind richtig weht habe ich Meeresbrise und Möwengesänge auf meinem Balkon, aber um das Meer zu sehe, muss ich mich um die Ecke des Balkons lehnen ( Es ist die Sache aber wert ;) ).
Mytilini ist wunderschön und romantisch als Städtchen, mit vielen Palmen, einigen Grünanlagen und Denkmälern. Es gibt auch eine alte Burg, die man für zwei Euro besichtigen kann und über das grandiose Wetter kann ich mich nicht beklagen. Am Hafen fischen Insulaner, wie auch Geflüchtete nach den vielen Fischen und während ich auf einen deutschen wartete, dessen Handy ich mit auf die Insel nahm, zeichnete ich zum erstem Mal seit Jahren wieder.

Es ist schön, die Zeit nach dem Abschluss woanders zu verbringen. Ich genieße den Szenenwechsel, auch wenn einiges gewöhnungsbedürftig ist. Dieses Wochenende ist vor Ort das orthodoxe Osterfest, weshalb ich meine Arbeit erst zum Dienstag aufnehmen kann. Es erlaubt mir die Gegend und Menschen kennenzulernen. Ich konnte direkt eine kleine Gruppe Freiwillige finden, die mit mir am Sonntag den höchsten Berg der Insel erkunden wollen. Ebenso habe ich ein Projekt kennenlernen dürfen, welches Essen auf Rädern an das heftigste Flüchtlingscamp austeilt. Vier Spanier und zwei Afghanen zaubern in einem Kochcontainer feinste spanische und internationale Speisen, verpacken diese und geben sie gratis aus. Ich vermute, dass ich als Mädel eine willkommene Abwechslung war, da auf meine Frage hin, ob ich sie unterstützen könne direkt der Montag ausgemacht wurde und ich sogar abgeholt werde (weil keine Busse fahren und ich sonst über 40 Minuten laufen müsste). Ihr Container steht illegalerweise auf einem Lagergrundstück etwas versteckt hinter Lagerhallen. Das Gelände , sowie der Kochcontainer sind super sauber und die nicht losgewordenen Speisen, sahen super super lecker aus. Ich freue mich schon sehr darauf von diesem Tag berichten zu dürfen und bin gespannt, wie ich die erfahrenen Köche überhaupt unterstützen kann :)

Einen "typisch Lena"-Vorfall kann ich direkt mal berichten -
Da bereits gestern keine Busse gefahren sind und ich den deutschen Techniker(dessen Handy ich mit nach Griechenland nahm), der den Food-truck unterstützt aber besuchen wollte, auf seine Nachricht hin, dass angeblich doch Busse fahren, musste ich schauen, dass ich anderweitig zu seinem Lagerplatz kam. Ich hatte Birkenstocks an, welche ich persönlich richtig unbequem finde und erkundigte mich an einer Bushaltestelle, was denn nun der Fall sei. Ein Grieche fuhr mich kurzerhand zu dem Lagergelände, weil er fest davon ausging, dass kein Bus fahren würde. Der Rückweg gestaltete sich schwieriger. Nachdem ich 10 Minuten wartete überlegte ich per Anhalter die 5 minütige Strecke zu fahren oder die 30 Minuten zu laufen. Der Techniker rief mir noch zu ich solle dem kommenden Ferarri ein Zeichen geben. Also streckt ich den Daumen raus – zu meinem Entsetzen zeigte ich jedoch auf „griechisch und türkisch“ den Stinkefinger :D. Nachdem der Techniker mir das von der Ferne zu rief, war ich so beschämt, dass ich die 40 Minuten einfach zurück gelaufen bin …

Wäre ich nicht gelaufen, hätte ich nie die zwei jungen Afghanen mit Blumen kennengelernt. Zwei zwölf jährige, die Selfies von sich mit dem Meer und Blumen machten. Da ich eh vorbei gelaufen bin, fragte ich, ob ich sie nicht zusammen fotografieren soll und nach einer kleinen Fotosession schenkten sie mir einfach die Blumen und begleiteten mich ein Stück zum Städtchen zurück. Irgendwie ließ mich das direkt gut hier ankommen und vergessen, in was für einer Wohnung ich untergekommen bin, um 7 Wochen in einem Projekt zu arbeiten, welches sicherlich nicht für jeden geeignet ist.

Es gab leider auch schon unangenehme Begegnungen. Schon wieder habe ich eine Deutsche in meinem Alter kennengelernt, welche meint mit ihrer Nase im Himmel geboren zu sein. Es ist schade, dass einige die Arbeit mit Geflüchteten nutzen, um sich über andere zu stellen und das obwohl wir am selben Strang ziehen. Zum Glück ist es hier total international und kunterbunt. Ich bin mir sicher, dass auch viele Freiwillige dabei sind, denen es wie mir um das Solidaritätsprinzip geht. Die werde ich auch alle noch kennenlernen, wenn die Arbeit endlich losgeht :)

Letzte Vorbereitungen

Seit ich von der Koordinatorin aus PIKPA zu den Whats-App Freiwilligen Gruppen hinzugefügt wurde, weiß ich nun auch endlich meinen Einsatzbereich.

Andere Volunteers wissen vielleicht bereits ab dem Skype-Interview, wo sie eingesetzt werden, aber da ich so offen für alles war, hätte es bei mir auch jeder Bereich werden können. Einsatzbereiche können medizinische Begleitfahrten, Unterricht, Kindergarten, Lebensmittelverwaltung/-ausgabe, Kleiderkammer, Instandhaltungen, Küche oder oder oder sein. Ich werde im Bereich Kindergarten eingesetzt und freue mich sehr darauf. Aus bisherigen Unterrichtserfahrungen als Lehrerin in Indien, mit 5-12 jährigen Kindern, die als Gruppe mehr als 5 verschiedene Sprachen neben Kannada( Sprache Karnatakas/Südindien) hatten und dem utopischen Auftrag Englisch zu vermitteln ohne gemeinsamer Grundsprache, wusste ich, dass es als "Schulklima" ähnlich wäre, wie die indische Erfahrung. Ich klammerte das Unterrichten aus, weil ich bereits 2012 feststellen konnte, dass mich andere Aufgaben bevorzuge und diese eben auch mit größter Motivation mache. Ich denke mal es ist reine "Typsache" - die einen wollen helfen und zimmern lieber eine Hütte und die anderen helfen indem sie Bildung ermöglichen. 

PIKPA richtet sich nach den Möglichkeiten, Fähigkeiten und auch Wünschen der Freiwilligen und überlässt die Volunteers auch nicht komplett sich selbst. Keiner ist dazu gezwungen Grenzen überschreiten zu müssen oder Komfortzonen zu verlassen. Im Gegenteil- ich wurde nochmal informiert, dass PIKPA keine Actionreiche aktivistische Organisation ist, die jedem Volunteer immer wieder Adrenalinkicks verpasst, indem "Seawatch" oder "Krisenintervention" betrieben wird, wie andere NGO's auf Lesbos. Es ist ein Ort der Erholung für die "am stärksten gefährdeten" Geflüchtete oder ein Ort des Sammelns, des Miteinanders beziehungsweise ein Schutzraum.
Alles in allem wird geguckt, dass es für jeden möglichst ungezwungen und fördernd ist.

Ich kann davon abraten Arbeitslosengeld für ein Auslandsvoluntariat zu beantragen, wenn man noch zwischenzeitlich in Deutschland ist. Ist meinem Fall wären es 10 Tage, für den April und Mai, an denen mir Gelder zustehen würden. Nach 3 langen Tagen auf dem Arbeitsamt, dem Meldeamt und dem Jobcenter, maßloser Diskriminierung bei dem Jobcenter und verbaler Beschimpfungen eines Mitarbeiters, bekam ich einen Brief mit angeblich fehlenden Unterlagen zur Weiterverarbeitung zu gesendet. Anfangs sagte ich mir, jeder Cent ist es Wert, aber nun wäre ich froh gewesen, wenn ich mir die Nerven hätte sparen können.  Meine Motivation das Geld zu beantragen ist dem Umstand geschuldet, dass ich nicht versichert bin nach dem Studium und mich selbstständig freiwillig weiter versichern muss. Das kostet ca. 180,- pro Monat und umfasst nicht die notwendige Auslandsversicherung (9,80 Euro für europ. Reisen unter 8 Wochen).

Mein Flug geht am Mittwoch nach meiner Verteidigung der Bachelorarbeit und beinhaltet einen Zwischenstopp in Athen. Nach 4 Stunden am Flughafen geht die Reise auf die Insel um 5 Uhr morgens weiter, auf welcher ich meine Arbeit am 6.April aufnehmen werde.

Dienstag, 27. März 2018

Planung und Organisation des Voluntariats auf Lesbos

Nach der Rückkehr von der Begegnungsreise im Oktober 2017 beschloss ich einen Spendenaufruf zu wagen, da mir als mittellose Studentin schlicht das Geld fehlte, um eigenständig nach Griechenland zu reisen und zwei Monate vor Ort zu leben. Zwar gehe ich seit Jahren neben dem Studium arbeiten, aber seit dem Wegfall des Kindergeldes komme ich immer auf 0 raus und habe kaum bis gar nicht die Möglichkeit Geld beiseite zu legen. Ich informierte mich bezüglich einer geeigneten Spendenplattform und entschied mich für gofundme:

Der Nachteil ist ganz klar: 5% jeder Spende behält gofundme ein und ich kann nicht mit den "gespendeten Summen" rechnen. Bsp. statt 300 bekam ich 274,-.
Vorteile bilden die Möglichkeit der Ausstellung eines Spendennachweises oder die Bereitstellungsmöglichkeit von Informationen mit Bildern oder Videos.
Indem es über soziale Medien geteilt wurde, konnte ich über diese Spendenplattform auch einen Teil der benötigten Kosten aufbringen. Einen Großteil der Spenden erreichte mich jedoch privat abseits der Plattform, da die Förderer bevorzugt jeden Cent in die Person investierten oder keine Spendenquittung benötigten.

Da die Verbreitung über soziale Medien schleppend verlief und ich mehr Menschen mit der Geflüchtetenthematik erreichen wollte, ermöglichte mir ein Freund einen Beitrag bei C-Radar im Darmstädter Radio:
Radiosender C-Radar - Scrollen zum Dezember 2017 Beitrag

Ich informierte sowohl auf politischer, als auch auf humanitären Ebene und erzählte einiges zur Situation auf Lesbos selbst. Mein Redebeitrag ist ca. die 15. Minute bis zur 45. Minute der Sendung.
Radiosendungen zu begleiten macht extrem Spaß und ich finde den Beitrag sogar gelungen, da mir die richtigen Fragen gestellt wurden, um kompakten Überblick zu verschaffen.

Zum Thema Planung und Kalkulation kann ich  nur empfehlen realistisch und großzügig zu kalkulieren, da ich zu Beginn davon ausging, dass 1200,- genügen, wobei ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht berücksichtigte, dass die Krankenkasse gezahlt werden muss und man eine Auslandsversicherung abschließen sollte. Hinzu kam, dass ich mich auf mündliche Erzählungen verlies, dass die Zimmer auf Lesbos ca. 250,- kosten und ich bisher aber nichts unter 280,- finden konnte. Dadurch, dass meine Professorin der Bachelorarbeit den Termin der mündlichen Verteidigung nach Fristablauf der Rückgabe um 6 Tage verlegt hat, musste ich mich danach orientieren um einen Flug zu buchen und erwischte leider nicht den günstigsten, wodurch die geplanten Preise für die Flüge zumindest auch beim Hinflug das Budget überstiegen. Deshalb rate ich dazu, lieber von vornerein großzügiger kalkulieren, als man es zu Beginn annimmt.
Meine Flüge habe ich über einen längeren Zeitraum immer wieder abgeglichen und habe dazu das neu erstellte Vergleichsportal von Google genutzt, da die eingekauften Werbeanzeigen, die "oben" bei der Google Suche angezeigt werden meistens übertreiben mit den "Vermittlungskosten". Eine Falle, die es grundsätzlich jedoch gibt ist die Tatsache, dass Preise meist auf Basis von "Mastercard gold" angezeigt werden und wenn man sein eigenes meist anderweitiges Zahlungsmittel wählt sind es zwischen 30,- und 50,- mehr.

Vor Ort auf Lesbos gibt es so viele Organisationen/NGO's/Lager und Initiativen, dass sich die Koordinatoren bereits vor einigen Jahren zusammen schloßen und Facebookgruppen für Freiwillige bildeten bezüglich Unterkunft, Unternehmungen, Vernetzung, Eröffnungen/Events mit einer Inselkarte etc.
Für interessierte gebe ich einfach den Tipp auf der Social-Media Plattform mal Lesvos und Volunteer einzugeben, in dem Kontext wird mindestens eine Seite vorgeschlagen, welche auch grundsätzlich einen Info-Kasten mit weiteren Links ganz oben angeheftet hat in jeder Gruppe.


Freitag, 23. März 2018

Das nächste Kapitel beginnt

Herzlich willkommen,

die meisten von euch sind sicherlich etwas überrascht, dass ich mich im Schreiben versuche. Das Schreiben gehört auch nicht unbedingt zu meinen Stärken und ermöglicht mir doch euch teilhaben zu lassen. Anlässlich der bevorstehenden Griechenlandreise beginne ich diesen Blog, um zum einen Förderer auf dem Laufenden zu halten und zum anderen allen Interessierten einen Blick über den Tellerrand hinaus zu ermöglichen.



Zunächst informiere ich euch gerne etwas zu meiner Person.

Ich bin Lena, gebürtige Bad Kreuznacherin und seit fünf Jahren wohnhaft in Frankfurt am Main. 2012 hatte ich die Möglichkeit ein interkulturelles Jahr in Indien absolvieren zu dürfen. Anschließend studierte ich Soziologie und Ethnologie im Bachelor. Jetzt befinde ich mich auf einer Zwischenstation zwischen Studenten- und Akademikerdasein, da die Abschlussarbeit zwar abgegeben ist, aber noch nichts fest steht. Seit 2016 engagiere ich mich im Rahmen des Socius Projekt als ausgebildete Alltagsbegleitung von Geflüchteten und Migranten in Frankfurt am Main und begleite einen Menschen(Informationen zu Socius). Durch die Vernetzung des Programmes mit anderen (ehrenamtlichen) Angeboten erhielt ich ein Angebot für eine "Begegnungsreise" nach Griechenland. Freiwillige aus Hessen und Rheinland-Pfalz hatten mit mir zusammen die Möglichkeit, Ehrenamtlichen in Griechenland zu begegnen, sich mit ihnen auszustauschen und Solidarität zu vermitteln. Vielleicht fragen sich jetzt bereits einige wofür das Ganze und von was rede ich denn da eigentlich...
Nunja, Griechenland, insbesondere Lesbos, bildet einen Hotspot (engl. sinngemäß: Brennpunkt). Ein Hotspot ist ein Registierungszentrum ("Erstaufnahme-HotSpot") an einer europäischen Außengrenze, an welchem eine besonders hohe Konzentration von Geflüchteten anzutreffen ist. Wie im nachfolgenden Link nachlesbar, ist in Moria (Der Erstaufnahme-HotSpot auf Lesbos) ein ständig überfülltes Registrierungszentrum. 
Das führt zu ungenügenden Schlafplätzen, Zelten und Erfrorenen in den Wintermonaten. Es gibt zudem weitere Flüchtlingslager auf der Insel, einige unter "Aufsicht der EU", andere "staatlich verordnet" und wieder andere sind autonom. Zusammen mit der Reisegruppe, haben wir verschiedene Projekte, Initiativen und Freiwillige kennengelernt, darunter auch das autonome Projekt PIKPA.

PIKPA ist ein Flüchtlingscamp, dass es mir angetan hat. Auf kleiner Fläche und in einem eingeschränkten Maße unterstützt das Projekt bis zu 150 Geflüchtete im Transit und versucht diesen Menschen wieder etwas Normalität, Würde und Wärme zurück zu geben. Während unseres Besuchs fragte ich direkt nach, ob es möglich ist, dass ich einen Beitrag leisten kann, indem ich vor Ort unterstütze und wurde herzlich empfangen. Es stand für mich bereits bei Beitreten des Geländes fest, dass ich mehr Zeit in diesem Projekt verbringen möchte. So war es mir möglich mein Kommen im Anschluss an die Bachelorarbeit vor Ort auszumachen.

Grundsätzlich ist es für jeden möglich sich als Freiwilliger vor Ort zu engagieren, so wird mein künftiges Team auch kunterbunt aus Freiwilligen aller Welt zusammen gesetzt sein. Wichtig, um speziell in diesem Projekt mitzumachen ist die Bereitschaft 2 Monate zu bleiben, da das Projekt bereits schlechte Erfahrungen mit Kurzzeitvolunteers gemacht hat. Diese Erfahrungen beruhen oftmals darauf, dass die stark gefährdeten Geflüchteten kein stabiles Umfeld haben, wenn die Freiwilligen kaum ankommen und direkt wieder abreisen. Das Umfeld und die Atmosphäre auf dem Gelände sind die ausschlaggebende Punkte, weshalb ich mich zu dem Projekt so hingezogen fühle.
Im Laufe der nächsten zwei Monate werde ich euch an diesem Umfeld teilhaben lassen, sowie an dem Inselgeschehen und dementsprechend der (Nicht-)Einhaltung des EU-Türkei Deals. Es gibt einige interessante Themen, zu denen ihr auch gerne Beiträge leisten dürft, wenn euch in einem Artikel etwas zu kurz kommt oder euch ein von mir nicht angesprochenes Thema brennend interessiert. Das können auch Themen sein, wie der Umgang oder die Solidarität der Insulaner mit den Geflüchteten oder andersrum. Ich kann vor Ort verstärkt die Augen und Ohren nach "unter den Teppich gekehrten Themen" aufhalten.

Ergänzend möchte ich anmerken, dass ich Geflüchtete aus meinem Projekt nicht fotografieren darf und auch nicht will - vielleicht ergibt sich die Möglichkeit Bilder der Organisation selbst verwenden zu dürfen, oder unter Einverständnis der Koordinatorin Bilder ohne Gesichter hochladen zu dürfen. Bitte habt dafür Verständnis.

In meinem nächsten Beitrag informiere ich euch darüber, wie ich die Reise organisieren konnte und wie es mir möglich ist, als mittellose Studentin in direktem Anschluss an das Studium unbezahlt auf einer Insel zu reisen und dort zu wohnen.


Flying Seagulls im Projekt

Vor einiger Zeit beehrten uns die Flying Seagulls. Diese verstehen sich als Entertainer für Kinder in Krisengebieten und machen es sich zur...