Am 4.4. konnte ich
mich endlich auf den Weg machen, nachdem ich meine Verteidigung der
Bachelorarbeit absolvierte. Ich musste die Nacht am Flughafen in
Athen verbringen, da es keine bessere Möglichkeit gab, günstig nach
Lesbos zu kommen. Entlohnt wurde ich dafür mit einem fabelhaften
Sonnenaufgang am Flughafen von Lesbos, der direkt am Meer liegt.
Keine 15 Minuten musste ich warten, um für 2,- den Bus in die Stadt
nehmen zu können. Der Bus hielt sogar fast vor der Haustür meiner
künftigen WG.
Nach einer
Grundreinigung konnte ich auch mein Zimmer beziehen. In dieser WG
lebten wohl zwischenzeitlich bis zu 9 Personen. Jetzt sind wir zwei
Menschen und ein Hund. Ich wurde direkt informiert, dass ich auch
bald Sturmfrei habe und der Hund aber bei mir bleibt und
dementsprechend von mir umsorgt werden muss.
Mytilini von oben |
Ich lebe direkt am
Hafen und habe es weder weit zu einem Supermarkt, Café, Restaurant,
der Fußgängerzone oder dem Wasser. Wenn der Wind richtig weht habe
ich Meeresbrise und Möwengesänge auf meinem Balkon, aber um das
Meer zu sehe, muss ich mich um die Ecke des Balkons lehnen ( Es ist
die Sache aber wert ;) ).
Mytilini ist
wunderschön und romantisch als Städtchen, mit vielen Palmen,
einigen Grünanlagen und Denkmälern. Es gibt auch eine alte Burg,
die man für zwei Euro besichtigen kann und über das grandiose
Wetter kann ich mich nicht beklagen. Am Hafen fischen Insulaner, wie
auch Geflüchtete nach den vielen Fischen und während ich auf einen
deutschen wartete, dessen Handy ich mit auf die Insel nahm, zeichnete
ich zum erstem Mal seit Jahren wieder.
Es ist schön, die
Zeit nach dem Abschluss woanders zu verbringen. Ich genieße den
Szenenwechsel, auch wenn einiges gewöhnungsbedürftig ist. Dieses
Wochenende ist vor Ort das orthodoxe Osterfest, weshalb ich meine
Arbeit erst zum Dienstag aufnehmen kann. Es erlaubt mir die Gegend
und Menschen kennenzulernen. Ich konnte direkt eine kleine Gruppe
Freiwillige finden, die mit mir am Sonntag den höchsten Berg der
Insel erkunden wollen. Ebenso habe ich ein Projekt kennenlernen
dürfen, welches Essen auf Rädern an das heftigste Flüchtlingscamp
austeilt. Vier Spanier und zwei Afghanen zaubern in einem
Kochcontainer feinste spanische und internationale Speisen, verpacken
diese und geben sie gratis aus. Ich vermute, dass ich als Mädel eine
willkommene Abwechslung war, da auf meine Frage hin, ob ich sie
unterstützen könne direkt der Montag ausgemacht wurde und ich sogar
abgeholt werde (weil keine Busse fahren und ich sonst über 40
Minuten laufen müsste). Ihr Container steht illegalerweise auf einem
Lagergrundstück etwas versteckt hinter Lagerhallen. Das Gelände ,
sowie der Kochcontainer sind super sauber und die nicht losgewordenen
Speisen, sahen super super lecker aus. Ich freue mich schon sehr
darauf von diesem Tag berichten zu dürfen und bin gespannt, wie ich
die erfahrenen Köche überhaupt unterstützen kann :)
Einen "typisch Lena"-Vorfall kann ich direkt mal berichten -
Da bereits gestern
keine Busse gefahren sind und ich den deutschen Techniker(dessen
Handy ich mit nach Griechenland nahm), der den Food-truck unterstützt
aber besuchen wollte, auf seine Nachricht hin, dass angeblich doch
Busse fahren, musste ich schauen, dass ich anderweitig zu seinem
Lagerplatz kam. Ich hatte Birkenstocks an, welche ich persönlich
richtig unbequem finde und erkundigte mich an einer Bushaltestelle,
was denn nun der Fall sei. Ein Grieche fuhr mich kurzerhand zu dem
Lagergelände, weil er fest davon ausging, dass kein Bus fahren
würde. Der Rückweg gestaltete sich schwieriger. Nachdem ich 10
Minuten wartete überlegte ich per Anhalter die 5 minütige Strecke
zu fahren oder die 30 Minuten zu laufen. Der Techniker rief mir noch
zu ich solle dem kommenden Ferarri ein Zeichen geben. Also streckt
ich den Daumen raus – zu meinem Entsetzen zeigte ich jedoch auf
„griechisch und türkisch“ den Stinkefinger :D. Nachdem der
Techniker mir das von der Ferne zu rief, war ich so beschämt, dass
ich die 40 Minuten einfach zurück gelaufen bin …
Wäre ich nicht gelaufen, hätte ich nie die zwei jungen Afghanen mit Blumen kennengelernt. Zwei zwölf jährige, die Selfies von sich mit dem Meer und Blumen machten. Da ich eh vorbei gelaufen bin, fragte ich, ob ich sie nicht zusammen fotografieren soll und nach einer kleinen Fotosession schenkten sie mir einfach die Blumen und begleiteten mich ein Stück zum Städtchen zurück. Irgendwie ließ mich das direkt gut hier ankommen und vergessen, in was für einer Wohnung ich untergekommen bin, um 7 Wochen in einem Projekt zu arbeiten, welches sicherlich nicht für jeden geeignet ist.
Es gab leider auch
schon unangenehme Begegnungen. Schon wieder habe ich eine Deutsche in
meinem Alter kennengelernt, welche meint mit ihrer Nase im Himmel
geboren zu sein. Es ist schade, dass einige die Arbeit mit
Geflüchteten nutzen, um sich über andere zu stellen und das obwohl
wir am selben Strang ziehen. Zum Glück ist es hier total
international und kunterbunt. Ich bin mir sicher, dass auch viele
Freiwillige dabei sind, denen es wie mir um das Solidaritätsprinzip
geht. Die werde ich auch alle noch kennenlernen, wenn die Arbeit
endlich losgeht :)
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